Wie du deinen Garten oder Balkon insektenfreundlicher gestalten kannst
Die Anzahl und Größe an Städten nimmt weltweit immer mehr zu. Innerstädtische Grünflächen gewinnen daher eine immer größer werdende Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität und die Förderung der Insektenanzahl.
Diese grünen Oasen, sei es ein Garten oder ein kleiner Balkon, bieten nicht nur uns Menschen einen Rückzugsort und Raum für Erholung, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle als Lebensraum und Nahrungsquelle für unsere heimischen Insektenarten.
Doch weshalb ist so ein Rückzugsort in Zeiten der schwindenden Biodiversität überhaupt so wichtig? Und wie gelingt es uns, unsere Gärten und Balkone tierfreundlicher zu gestalten?
Die gute Nachricht ist, dass jede und jeder, unabhängig von der Größe des eigenen Außenbereichs, einen Beitrag für mehr Artenvielfalt leisten kann. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du deinen Garten, Balkon oder das Fensterbrett in einen kleinen insektenfreundlichen Lebensraum verwandeln. Und das hat nicht nur einen positiven Effekt auf die Biodiversität, sondern trägt auch zur Steigerung deiner eigenen Lebensqualität bei.
Wir erklären dir in diesem Blogartikel, wie du mitmachen kannst. Dabei behandeln wir folgende Punkte:
Warum ein tierfreundlicher Garten in urbanen Gegenden wichtig ist
Die zunehmende Urbanisierung und die Ausdehnung städtischer Gebiete haben zur Folge, dass natürliche Lebensräume immer weniger werden. Dies hat einen direkten Einfluss auf die lokale Flora und Fauna, insbesondere auf Insekten. Die Wildbiene ist für die Bestäubung von Pflanzen – auch unseren eigenen Lebensmitteln – unerlässlich. Leider findet sie immer weniger Möglichkeiten, um sich zurückzuziehen und auch nektar- und pollentragende Pflanzen sind immer weniger zu finden.
Die zunehmende Verringerung der Biodiversität innerhalb der vergangenen Jahrzehnte, speziell der Rückgang der Insektenpopulationen, zeigt die dringende Notwendigkeit von Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen für natürliche Lebensräume auf. Zahlreiche Studien von Forschern aus Deutschland belegen, dass die Insektenbiomasse in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist und die Anzahl der Insektenarten, welche laut der Roten Liste als gefährdet, sehr selten oder bereits ausgestorben eingestuft sind, ebenfalls in drastischer Schnelligkeit steigt (Quelle: NABU 2017). Dieser Verlust an Insektenvielfalt beeinträchtigt nicht nur die gesamte Biodiversität, sondern kann auch ökonomische Auswirkungen für uns Menschen haben.
Laut dem Weltwirtschaftsforum hängen 50 % des globalen Bruttoinlandsprodukts direkt oder indirekt von Biodiversität ab. Ohne Insekten und ihre Bestäubungsleistung würden viele Pflanzen, die wir für Nahrung, Medizin und andere Zwecke nutzen, nicht überleben und genutzt werden können.
Insekten sind zudem ein wichtiger Teil der Nahrungskette für Vögel, kleine Säugetiere und andere Tiere. Ein Rückgang der Insektenpopulation führt daher zu einem Dominoeffekt, der die gesamte biologische Vielfalt bedroht und zu Disbalancen in den Ökosystemen führt. Durch das Anlegen eines insekten- und tierfreundlichen Gartens kannst du dazu beitragen, einen kleinen Lebensraum für Insekten und Tiere im urbanen Umfeld zu schaffen.
In städtischen Bereichen liegt der Fokus auf der Steigerung der Biodiversität und der Verbesserung der Luftqualität, um sowohl die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere als auch die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. So können zum Beispiel Grünflächen und die Beobachtung der Natur Stress reduzieren, zur Erholung beitragen und die Lebensqualität verbessern. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine hohe Biodiversität in Städten positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Einwohner hat und durch die Filterung von Schadstoffen zur Luftreinigung beitragen kann.
So kannst du deinen Außenbereich insektenfreundlich gestalten
Um deinen Garten, Balkon oder sogar dein Fensterbrett in eine kleine Insektenoase zu verwandeln, reichen bereits ein paar einfache Änderungen aus.
Vielfalt der Pflanzen
Achte beim Anlegen deines Gartens darauf, vor allem einheimische Blumen, Wildkräuter, Hecken oder Bäume zu pflanzen. Diese sind besonders wertvoll für unsere Biodiversität, da sie eine natürliche Symbiose mit den heimischen Tieren eingehen können.
Ganz wichtig: Achte darauf, dass es sich um Blumen mit Nektar und Pollen handelt. Viele Pflanzen sind heutzutage so gezüchtet, dass sie zwar bunte Blüten, jedoch kein Pollen- und Nektarangebot mehr für die Insekten haben und daher keine Futterquelle für die heimischen Insekten sein können.
Du solltest möglichst viele unterschiedliche Pflanzenarten verwenden, die zu verschiedenen Zeiten blühen, damit dein Garten das ganze Jahr über eine Nahrungsquelle bieten kann. Bäume wie Eichen oder Haselnüsse ziehen Vögel und Eichhörnchen an, während Blumen wie Lavendel und Salbei Insekten wie Bienen und Schmetterlinge anlocken. Auch die Pflanzenvielfalt ist also entscheidend.
Wenn du nur ein Fensterbrett oder einen Balkon hast, kannst du zum Beispiel Küchenkräuter wie Rosmarin oder Thymian in Töpfen anpflanzen. Auch Lavendelpflanzen sind eine gute Nahrungsquelle für Insekten. Dabei ist es egal, ob du ein eigenes Beet im Garten anlegst, ein Hochbeet baust oder Blumentöpfe aufstellst. Jede Futterquelle stellt eine Hilfe für unsere heimischen Insekten dar.
Kleine Wasserquellen
Wasser ist ein lebenswichtiges Element für die Tierwelt, besonders in städtischen oder suburbanen Gebieten, wo natürliche Quellen knapp sein können. Ein kleiner Teich, ein Vogelbad und flache Schalen mit frischem Wasser können viele Tiere anziehen und mit Wasser versorgen. Stelle sicher, dass es einen flachen Zugang gibt, damit kleine Insekten und Vögel sicher trinken und baden können. Lege Steine in flache Wasserschalen und nutze Steine, welche noch ein kleines Stück aus dem Wasser herausragen. Diese dienen als Sitzmöglichkeiten für Insekten und Vögel.
Stein- und Totholzhaufen
Indem du in deinen Garten Steinhaufen oder Totholzhaufen aufbaust, kannst du weitere wichtige Lebensräume schaffen. Im Herbst kannst du dir gerne etwas Arbeit sparen und das Laub auf einem Haufen liegen lassen. Damit schaffst du natürliche Verstecke und Nistplätze für viele Insekten und kleinere Säugetiere, z.B. Igel.
Insektenhotels
Insektenhotels und Vogelhäuschen ergänzen diesen Lebensraum und bieten spezifische Nistmöglichkeiten im Winter. Dort können die Insekten ihre Larven und Eier geschützt ablegen. Im Frühjahr schlüpft dann der Nachwuchs. Insektenhotels bieten z.B. vielen Wildbienenarten einen Nistplatz. In der Natur nisten Wildbienen im Boden oder in natürlichen Hohlräumen, die in urbanen oder intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten zunehmend rar werden.
Vermeidung von Chemikalien im Garten
Der Einsatz von chemischen Insektiziden und Düngemitteln im Garten kann neben Schädlingen auch nützliche Insekten wie Bienen und Schmetterlinge töten. Diese sind wichtige Bestäuber für unsere Lebensmittel und wichtig für gesunde Ökosysteme.
Organische Düngemittel aus Kompost unterstützen das Bodenleben und stärken die Pflanzengesundheit.
Bodenpflege
Die Gesundheit des Bodens in deinem Garten ist von entscheidender Bedeutung, nicht nur für das Wachstum und die Entwicklung deiner Pflanzen, sondern auch für das umfangreiche Netzwerk an Mikroorganismen, die darin leben. Durch das Kompostieren deiner organischen Küchen- und Gartenabfälle kannst du aktiv zur Verbesserung der Bodenqualität beitragen. Dieser Prozess wandelt Abfälle in einen nährstoffreichen Kompost um, der den Boden anreichert und dessen Struktur verbessert. Ein gesunder, nährstoffreicher Boden fördert nicht nur das Wachstum starker und gesunder Pflanzen, sondern unterstützt auch ein lebendiges Ökosystem von Mikroorganismen, Würmern und anderen Bodenlebewesen, die für die natürliche Bodenfruchtbarkeit und die Zersetzung organischer Materie unerlässlich sind.
Minimiere die Lichtverschmutzung
Künstliches Licht im Garten, etwa durch Außenlampen, kann die natürlichen Lebensrhythmen nachtaktiver Tiere erheblich stören. Viele Tierarten, die in der Dunkelheit aktiv sind, orientieren sich an natürlichen Lichtquellen wie dem Mondlicht, und künstliche Beleuchtung kann ihren Orientierungssinn beeinträchtigen, ihre Jagd- und Fütterungsgewohnheiten verändern oder sogar Fressfeinde anlocken. Daher ist es ratsam, die Verwendung von Außenbeleuchtung in deinem Garten auf ein Minimum zu beschränken. Überlegtes Platzieren von Lichtquellen, der Einsatz von Bewegungsmeldern statt dauerhafter Beleuchtung und die Verwendung von Lampen mit geringer Intensität oder warmen Lichtfarben können helfen, die Auswirkungen auf die lokale Tierwelt zu minimieren. So kannst du mit einfachen Mitteln einen Beitrag zum Schutz nachtaktiver Tiere leisten.
Wildblumenwiesen
Die Einrichtung einer Wildblumenwiese in einer Ecke deines Gartens ist eine simple und wirkungsvolle Art, um Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten zu helfen. Wildblumen benötigen wenig Pflege, sind an lokale Bedingungen angepasst und bieten Bestäubern eine wertvolle Nahrungsquelle durch ihren Reichtum an Nektar und Pollen. Wöchentliches Rasenmähen ist dann nicht mehr nötig. Durch diese Umgestaltung deines Gartens unterstützt du nicht nur die lokale Insektenvielfalt, sondern erhältst auch eine natürliche und farbenfrohe Bereicherung deines Außenbereichs.
Do-it-yourself – Eigene Blühwiese in deinem Garten anlegen
Der April ist Aussaatzeit. Nicht nur wir von Artenglück säen im Frühjahr (April bis Mai) sowie Spätsommer (September) unsere Blühwiesen aus. Auch du kannst diese Zeiträume nutzen, um deinen Garten ein wenig tier- und insektenfreundlicher zu gestalten. Vielleicht legst du sogar deine eigene Wildblumenwiese an? Wie das geht, erklären wir dir in fünf kurzen Schritten.
Schritt 1: Was du benötigst
Zunächst solltest du alle notwendigen Werkzeuge und Materialien bereitstellen. Dazu gehören eine Harke, ein Spaten (oder eine Gartenfräse für größere Flächen), ein Eimer, qualitativ hochwertiges Blühsaatgut, etwas heller Sand zur besseren Verteilung des Saatguts und eine Gießkanne mit Wasser. Zudem empfehlen wir dir, festes Schuhwerk und Handschuhe zu tragen. Optional (bei einer sehr großen Fläche) empfiehlt es sich, eine Walze parat zu haben.
Falls du noch auf der Suche nach passendem Blühsaatgut bist, kannst du gerne in unserem Artenglück-Shop vorbeischauen. Wir bieten mehrjähriges und auf deine Region abgestimmtes Blühsaatgut an. (Verlinkung auf Shop)
Schritt 2: Boden bearbeiten
Eine gute Vorbereitung des Bodens ist entscheidend für das Gedeihen deiner Wildblumenwiese. Grabe den Boden mit dem Spaten um oder verwende eine Fräse, um ein geeignetes Saatbett vorzubereiten. Idealerweise solltest du dabei sämtlichen vorhandenen Rasen entfernen, um den Sämlingen den besten Start zu ermöglichen.
Schritt 3: Boden harken
Im nächsten Schritt wird der umgegrabene Boden mit der Harke bearbeitet. Ziel ist es, eine feinkrümelige Oberfläche zu schaffen, die die ideale Basis für das Saatgut bildet.
Schritt 4: Saatgut aussäen
Nun mischst du das Saatgut mit etwas hellem Sand, was die gleichmäßige Aussaat auf dem vorbereiteten Boden erleichtert. Für eine Fläche von einem Quadratmeter benötigst du etwa 2 Gramm des Saatguts. Der Sand hilft dabei, das Saatgut gleichmäßiger verteilen zu können. Außerdem hilft es dir auch dabei, den Überblick zu behalten, in welchen Bereichen bereits ausgesät wurde.
Schritt 5: Festtreten
Nachdem das Saatgut verteilt ist, solltest du die Oberfläche leicht andrücken (je nach Größe mit Händen, Füßen oder einer Walze) und die Fläche anschließend gut wässern. Dies fördert den Bodenkontakt des Saatguts und verbessert die Keimung. Danach übernehmen Sonne und Regen die weitere Arbeit.
Do-it-yourself – Insektenhotel einfach selber bauen
Ein Insektenhotel kannst du ganz einfach selber bauen. So kannst du mit einem Bohrer in einen Hartholzblock verschieden große Löcher bohren. Achte bei der Auswahl des Holzes darauf, dass dieses nicht mit Holzschutzmitteln behandelt wurde. Nach dem Bohren der Löcher solltest du die Bohrlöcher noch glatt schleifen. Dies verhindert, dass die Bienen sich verletzen. Eine andere Möglichkeit ist es, Bambusstäbe zu bündeln. Es ist wichtig, das Insektenhotel in der Nähe von blühenden Pflanzen aufzustellen, um den Nützlingen Zugang zu Nahrung zu gewährleisten. Zudem sollte das Hotel trocken gehalten und vorzugsweise an einem sonnigen, regengeschützten Ort aufgestellt werden.